Fotografie, reduziert auf das Wesentliche

Sie wissen ja, ich habe mich technisch zurückentwickelt und fröne nun immer mehr und immer öfter der analogen Fotografie. Und je länger und je intensiver ich mich mit diesem „Früher“ beschäftige, desto mehr wird mir klar, dass es kein Zurück ist, sondern ein Weiter. Ich möchte an dieser Stelle nicht wieder von Dynamikumfängen und der speziellen Anmutung verschiedener Filmstocks anfangen, sondern thematisieren, was mechanisch-analoge Fotografie mit uns Fotografen macht. Unlängst habe ich dazu zwei Tweets geschrieben, die das verdeutlichen.

Habe ich die Nikon D750 dabei, geht alles ganz schnell. Die Aufnahme ist rasch gemacht, der technische Teil der fotografischen Arbeit wird am Computer erledigt. Das ist nichts Verwerfliches, sondern mittlerweile normal. Die Kamera übernimmt bei mir alles, was ich ihr überlasse. Das sind meist die ISO- und die Zeiteinstellung, der Weißabgleich sowie der Autofokus. Die Blende und den (nur einen!) Fokuspunkt setze ich stets selbst.

Das Erlebnis des Fotografierens rückt in den Vordergrund

Gehe ich mit einer analogen Kamera ins Feld, habe ich eine Festbrennweite, einen Film, der die ISO bereits vorgibt und gegebenenfalls einen eingebauten Belichtungsmesser. Bei meiner Zeiss Ikon Contaflex Super funktioniert er bemerkenswert gut, bei der Voigtländer Bessamatic Deluxe muss ich überbelichtend korrigieren. Auge mal Pi, so etwa. Die Mamiya C300, eine zweiäugige Mittelformatkamera mit Balgenfokussierung, kann nicht einmal mehr das. Ich muss also selbst messen. Das übernimmt eine erstaunlich akkurat eine App für mich: Lightmeter Pro. (Für Android gibt es mit Sicherheit eine ähnliche App. Egal welche, sie tun alle ihren Job. Das Handling dürfte eher ein Auswahlkriterium sein.) Und noch etwas unterscheidet die Mittelformatkamera von meinen Kleinbildkameras: Das Fokussieren mit Lupe und Mattscheibe ist ein Erlebnis!

Ich bin also limitiert – und das tut mir gut. Der Spaß an der Fotografie ist zurück, allein, weil es ewig dauert, bis ein Bild so eingerichtet ist, dass ich guten Gewissens abdrücken kann. Wenn es dann soweit ist, bin ich fast enttäuscht.

Und dann das Laden. Bei der Nikon: Batterie raus und ins Ladegerät, neue Batterie rein. SD-Karte raus und in den Computer einlesen lassen, neue SD-Karte rein. Das ist – nun ja: unsexy. Das Laden der Mamiya hingegen …

Nein, Film wird auch bei mir nicht die SD-Karten ersetzen. Dieser Zug ist abgefahren. Film bietet einige Vorteile, doch eben auch so viele Nachteile (selbst wenn man analog-digital arbeitet), so dass ich nicht auf meine Nikon D750 verzichten kann. Analog zwingt mich aber, mich auf den Prozess des reinen und korrekten Fotografierens zu besinnen. Das Überlegen und Komponieren, das Warten aufs Bild, das Entwickeln des Films, all das wirkt entschleunigend, entspannend, durchaus auch meditativ. Es macht Freude. Glücklich.


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