Augen auf beim Fotografieren!

Jeder Mensch hat ein dominantes Auge. Die meisten Menschen kennen ihr dominantes Auge instinkiv, weil das andere zum Zielen schließen. Gehören Sie nicht dazu, halten also beide Augen geöffnet, schaltet Ihr Gehirn dennoch automatisch auf das „Zielauge“ um. Das zu kennen kann durchaus wichtig werden, etwa, wenn Sie Kontaktlinsen tragen möchten. Ein guter Optiker wird Ihr dominantes Auge erfragen oder testen.

Und das funktioniert in Sekundenschnelle ganz ohne Computer:  Fixieren Sie mit einem Auge einen mittelweit entfernten Punkt, besser noch eine vertikale Linie. Dann schließen Sie ohne sich zu bewegen das Auge und öffnen das andere. Der Punkt beziehungsweise die Linie verrutscht, stimmt’s? Damit wissen Sie, dass sie korrekt sehen und keinen „Knick in der Optik“ haben. Sollten Sie nämlich schielen (was man im Übrigen nicht unbedingt als Fehlstellung sehen muss) funktioniert es so nicht.

Der Schnelltest: Rechts- oder linksdominant?

Das dominante Auge finden Sie nun heraus, indem Sie erst mit beiden geöffneten Augen Punkt oder Linie fixieren und dann erst das eine und dann das andere Auge schließen. Bei einem von beiden verrutscht der Punkt oder die Linie, beim anderen nicht – dieses ist Ihr dominantes Auge. Dieses wird auch das sein, mit dem Sie durch den Kamerasucher schauen. Und schon – endlich! – sind wir beim Thema.

Wahrscheinlich gehören auch Sie zu denen, die das Auge schließen, das Sie nicht zum Fotografieren benötigen. Ich war eine davon, bis ich die Vorteile ausprobierte, die es hat, beide Augen geöffnet zu halten. Manchmal bedarf es etwas Übung, doch vertrauen Sie ruhig auf die Leistungsfähigkeit Ihres Gehirns, das dieses Umschalten von Auge zu Auge erst lernen muss. Und ein Umschalten ist es, das können Sie mit etwas Körpergefühl spüren. Machen Sie das zu Beginn sehr oft, kann es sogar zu Augenmuskelkater führen. Also gemach!

Wofür, wozu und wann?

Stellen Sie sich folgende Szene vor: Eine Landschaft, eine Wiese, ein Baum. Recht nett, aber irgendwas fehlt. Sie schauen sich um und entdecken einige Vögel, die, wenn Sie Glück haben, auf den Baum zusteuern. Also Kamera ans Auge und … Das Risiko ist, dass es sehr schnell gehen muss, sobald die Vögel in den kleinen Bildausschnitt fliegen. Und vielleicht möchten Sie ja ab dem ersten Vogel im Sucher eine Serienbildaufnahme machen, um später das beste Foto auszuwählen. (Goldener Schnitt und so, Sie wissen schon!) Warten Sie zu lang, verpassen und verwackeln Sie Ihr Bild womöglich.

Das alles stellt kein Problem dar, wenn Sie beide Augen offen halten und mit dem, das sich nicht an der Kamera befindet, den Vogelschwarm verfolgen. Stehen Sie ruhig und entspannt, aber stabil auf beiden Beinen. (Denken Sie an John Wayne.) Den Bildausschnitt und die Schärfe kontrolliert das Auge am Sucher, das andere scannt den Himmel. Sollten Sie damit Probleme haben, im Moment des Auslösens beide Augen geöffnet zu lassen, schließen Sie das „Scanauge“, wenn Sie abdrücken. Aber wie gesagt, vertrauen Sie Ihrem Gehirn, es lernt schnell!

Einfach und überaus praktisch

Situationen, in denen man zum Fotografieren fast zwingend beide Augen braucht:

  • (Motor-) Sport- und Tierfotografie sowie Planespotting
  • Naturfotografie, wenn Insekten miterfasst werden sollen
  • Landschaftsfotografie bei Gewitter oder Wolkenzug

(Verraten hat mir das alles, was ich hier geschrieben habe, übrigens vor ein paar Jahren ein Sportfotograf. Ich bin leider nicht so genial, selbst auf diese Idee gekommen zu sein. Aber ich habe darüber mit meiner Optikerin gesprochen, die mir wiederum von Goethe erzählte, der eine Brille mit einem Glas für die Ferne und einem für die Nähe hatte. Ich hab’s ausprobiert und es funktioniert hervorragend!)


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