Was ist eigentlich ein Histogramm?

Sobald man als Fotograf gelernt hat, ein Histogramm zu lesen und zu beurteilen, geht man relativ rasch dazu über, es aktiv zu nutzen – bei der Bildbearbeitung, aber auch beim Fotografieren. Es mag kompliziert aussehen und manche Fotografen bezeichnen es als die hohe Schule der Fotografie, aber ehrlich: Das ist Quatsch. Jeder kann ein Histogramm beurteilen und ein Foto damit verbessern. Und ich erkläre heute, was ein Histogramm ist und was man damit tun kann.

Das Ziel: Ausgewogenheit

Öffnen Sie ein Foto in einem RAW-Konverter oder einem Grafikprogramm, das Histogramme anbietet. (Es gibt auch kostenlose Software dafür, es muss nicht Photoshop sein.) Viele moderne DSLR können es darstellen, entweder im Liveview oder in der Bildbetrachtung, also wenn das Foto bereits gemacht ist. Sie sehen eine Grafik (Klick aufs Bild vergrößert.), die in etwa so aussehen kann – in verschiedenen Varianten, mit unterschiedlichen Kurven und Verläufen:

Das erste Bild ist bunt, es handelt sich also um ein Farbfoto. Die beiden anderen sind Schwarzweißfotos. Das ist unsere erste Erkenntnis: Histogramme können Farben darstellen beziehungsweise zeigen, welche der RGB-Farben wie intensiv, wie häufig oder in welchem Umfang auftreten. Das linke Histogramm zeigt, dass da Farben sind, doch es kann nur ein kleines Bisschen Bunt im Bild sein.

Wir ignorieren die Farbe im weiteren Verlauf dieser Erklärung; ich habe sie nur erwähnt, um Ihnen zu zeigen, dass Farben dargestellt werden können. Wirklich wichtig ist das allerdings nur, wenn einzelne Farben „ausbrennen“, also so knallig sind, dass das Bild eigentlich für die Tonne ist. Fotografieren Sie gern Mohnblumen? Da haben Sie diesen Effekt häufig. Es ist einfach zu viel Rot! Das kann – muss! – man bereits beim Fotografieren berücksichtigen, denn nachträglich lassen sich solche Farbüberschüsse nicht mehr eliminieren. Damit zurück zum Histogramm.

Links dunkel, rechts hell

Wenn wir uns das merken, haben wir das Grundlegende eines Histogramms verstanden. Nehmen wir uns wieder das linke Histogramm vor. Fast alle Ausschläge sind nach links verschoben, und das in einer sehr steilen Kurve. Also haben wir sehr viel und sehr intensives Dunkel im Bild – es ist fast schwarz. Ist das erwünscht, passt alles. Ist es unerwünscht, wird das Schwarz als „abgesoffen“ bezeichnet. Wir haben also viel zu stark unterbelichtet.

Das Gegenteil sehen wir im rechten Histogramm. Es ist sehr viel Hell zu sehen, allerdings in einer weniger krassen Kurve. Es sind ausgebrannte Bildteile vorhanden – so nennt man es, wenn im Hell keine Details mehr erkennbar sind, also nur noch Weiß vorherrscht -, jedoch auch noch eine Menge Grautöne. (Zur Erinnerung: Es handelt sich um ein Schwarzweißbild.) Dieses Foto ist eindeutig zu hell belichtet, lässt sich aber garantiert retten, indem man Helligkeit und Weiß sowie Lichter zurückdreht, die Tiefen und das Schwarz dagegen verstärkt.

Ein ausgewogenes Bild zeigt das mittlere Histogramm. Es sind keine abgesoffenen Schwarztöne und keine ausgebrannten Lichter (oder Weiß) zu erkennen, dafür ein harmonischer Kurvenverlauf. Der kleine Ausreißer lässt auf eine Lichtquelle schließen, die auffällig sein dürfte. Als Coach rege ich an, solche oder ähnliche Histogramme anzustreben. Damit kann man in der Bildbearbeitung wunderbar spielen. Ob das Bild dunkler oder heller werden soll, ob Kontraste verstärkt oder abgeschwächt werden sollen – alles ist möglich.


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