Was ist eigentlich die förderliche Blende?

Sie wollen vom Vordergrund bis weit in den Hintergrund ultimative Schärfe in Ihren Fotos? Das Rezept heißt Abblenden, also die Blende schließen. Bekanntlich wird die Schärfentiefe geringer, je weiter wir die Blende öffnen und größer, je mehr wir sie schließen. In Zahlen ausgedrückt: Offen ist die Blende beim niedrigsten Wert, den das entsprechende Objektiv „kann“, geschlossen ist sie bei der größten Zahl, in der Regel 22. Das mit der Offenblende habe ich an dieser Stelle bereits thematisiert. Der Beitrag von damals passt sehr gut zu dem, was ich heute schreibe.

Abblenden ist eigentlich fast immer eine gute Idee, um Probleme zu vermeiden. Zwei Blenden sind bei Objektiven mit Lichtstärke von 1,x die Regel, außer man arbeitet mit einem Stativ und will einen extrem kleinen Bereich im Bild scharf haben. Blende f1,4 oder f1,8 funktioniert bei Porträts beispielsweise nie. Die Nase ist scharf, die Augen nicht oder vice versa. Schön sieht das nicht aus …

Warum werden Bilder plötzlich unscharf statt schärfer?

Einen großen Bereich akzeptabler Schärfe erreicht man ab Blende 8; nicht grundlos ist Blende f11 die übliche Einstellung bei Landschaftsfotos. Fokussiert man etwa auf die untere Drittellinie oder auf ein in ihrer Nähe befindliches „Etwas“, ist man auf der sicheren Seite. Genügt das nicht, schließt man eben ein, zwei Blenden weiter. Blende f13 oder f16 werden noch gut funktionieren, darüber wird man sich wundern: Das ganze Bild ist plötzlich matschig, schwammig – unscharf. Wie kann das sein, wenn doch Abblenden die Schärfentiefe erhöht?

Dieser Unschärfeeffekt tritt auf, weil das Verhältnis von Brennweite zum maximal nutzbaren Linsendurchmesser nicht mehr stimmt. Blendet man Objektive mit geringer Brennweite (Weitwinkelobjektive unter 35mm), stark ab, tritt die Beugungsunschärfe rascher und stärker auf als bei Teleobjektiven ab 50mm. Die so beliebten Sonnen- oder Lampenlichtsterne, für die mindestens eine Blende von f18 oder f22 erforderlich ist, bezahlt man somit teuer – siehe Foto. Auch die Lensflares hätte ich mit einer längeren Brennweite (und einer Gegenlichtblende) vermeiden können. Herausfinden muss man die sogenannte förderliche Blende, die kleinste also, die man ohne Verzerrung und Unschärfe wählen kann, für jedes Objektiv selbst. Manchmal finden sich auch Hinweise dazu im Internet, zumindest, wenn man weit verbreitete oder sehr teure Objektive nutzt (in letzterem Fall stellt der Hersteller oft Werte zur Verfügung).

Kommt es auf die Kamera an? Kann man also „vorbeugen“?

Kurze Antwort: ja. Aber nicht der Geldbeutel verbessert oder verschlechtert den Effekt der Unschärfe bei geschlossener Blende, sondern die Sensorgröße. Je kleiner der Sensor – etwa bei MFT oder APS-C -, je tiefenschärfer wird das Bild bei weit geöffneter Blende (beispielsweise f1,8 oder f2,8). Das Freistellen wird also schwieriger. Aber auch die Schärfe bei weit geschlossener Blende leidet mit abnehmender Sensorgröße. Es ist also ratsam, nicht wesentlich über f11 hinauszugehen, wenn man den Aufwand eines durchaus aufwändigen Tests umgehen will.


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