Tipps & Tricks: Schneelandschaften fotografieren

Endlich Winter! Tief verschneite Landschaften, mit Frost überzogene Bäume, gefrorene Gewässer. So wunderschön, dass man sofort zur Kamera oder zum Handy greift und Bilder macht. Doch die Enttäuschung folgt beim Blick aufs Display. Das Weiß ist grau oder blau, die Bilder sind zu dunkel, die Landschaft wirkt statt leuchtend und strahlend einfach nur eintönig verwaschen. Was ist passiert? Und was kann man als Fotograf gegen dieses Phänomen tun?

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Lassen Sie Ihre Kamera die Einstellungen vornehmen, kann man ihr keinen Vorwurf machen, denn sie hat getan, was sie tun muss. Sie misst die Lichtmenge und belichtet korrekt – bei viel Licht macht sie das Bild dunkler, bei wenig Licht macht sie’s heller. Selbst wenn Sie den Automatikmodus (P) vermeiden und Ihre Blende selbst einstellen (was ich stets empfehle), kommt der Belichtungsmesser ins Schleudern. So viel Weiß! Das schreit geradezu nach kürzester Belichtungszeit, um eine vermeintlich korrekte Belichtung zu erreichen. Und das ist falsch.

Der Schnee ist weiß, der Himmel und die Luft nicht.

Fakt ist, der Schnee „sieht“ für die Kamera heller aus als er ist. Sie weiß nicht, dass das menschliche Auge die Landschaft so hell als korrekt empfindet. Unser Auge macht zwar im Grunde dasselbe wie die Kamera – es wählt die größte Blende, zieht sich also ganz eng zusammen -, dennoch ist da noch unser großer Zentralrechner unter der Schädeldecke, der das Weiß weiterhin als helles Weiß darstellt und nicht als dunkles Grau oder gar Blau. Kameras mögen mittlerweile Computer in sich tragen, die mehr zu leisten imstande sind als die Großrechner meiner Jugend, doch klug sind sie damit leider noch lange nicht. Also müssen wir unseren Kameras mitteilen, was sie falsch machen beziehungsweise ihre Einstellungen korrigieren.

Wir schauen unser Bild an und stellen zwei Dinge fest: Das Bild ist zu dunkel und es hat die falsche Farbe. Moderne Kameras haben die Möglichkeit, ohne die Einstellungen der Kamera zu verändern (beispielsweise Blende 11 bei 1/100 Belichtungszeit und ISO 100), unter- oder überzubelichten. Haben wir ein Display, auf dem wir das „fertige“ Bild sehen oder eine spiegellose Kamera, die einen elektronischen Sucher hat, der ebenfalls das Bild anzeigt, wie die Kamera es machen wird, ist es einfach. Wir drehen so lang am Belichtungskorrekturrad, wie das Bild so hell oder dunkel ist, wie wir es wollen.

Grau- und Blauschleier kann korrekt sein: bei Nebel.

Bei Schnee ist klar, dass wir überbelichten müssen, weil die Kamera von sich aus unterbelichtet. Das bedeutet, wir müssen die Kamera erst einmal überstimmen bei der Unterbelichtung – also ein „normal“ belichtetes Bild schaffen – und dann entscheiden, wie hell wir persönlich das Foto als schön empfinden. In Zahlen bedeutet das, dass wir mindestens eine Blende korrigieren müssen (+1 auf dem Rädchen) und dazu noch ein oder zwei Drittel Blenden weiter ins Plus drehen müssen, womöglich sogar noch mehr. Die Belichtung wurde damit um rund +2 verändert, die anderen Werte bleiben die Gleichen.

Diese Methode ist einfacher als das Fummeln mit der Belichtungszeit. Die Blende soll ja bleiben, denn wir hätten gern Schärfentiefe in unserer Landschaft. Also müssen wir am Zeitenrad drehen. Profis haben damit kein Problem; Analogfotografen haben entweder ein Gefühl für die Einstellungen oder einen Belichtungsmesser, der sich womöglich auch manuell korrigieren lässt. Das Phänomen mit der „falschen“ Erfassung der Helligkeit von Schnee ist nämlich durchaus keines moderner Zeiten, sondern war schon immer Thema.

Es geht auch ohne Nachbearbeitung. Wobei: eigentlich nicht.

Was tun wir nun aber mit der Farbe? Das ist schon schwieriger. Schnee ist weiß, aber der Himmel ist es nicht. Auch die Luft ist nicht weiß. Also müssen wir zwar den Grau- oder Blaustich aus dem Schnee entfernen, aber nicht aus dem Rest des Bildes. Das erreichen wir über den Weißabgleich. Bearbeiten wir unser Foto in einer Software nach, haben wir’s einfach: Wir ziehen den Regler entweder so weit von links (kalt) nach rechts (warm), bis er Schnee weiß ist, oder wir nehmen die Pipette im Weißabgleichspanel und picken damit auf den Schnee. Damit sollte der Weißabgleich korrekt sein. Dann mit den Schwarz- und Weißtönen, also dem Kontrast gespielt, die Lichter etwas hoch, die Tiefen etwas runter und fertig ist die Schneelandschaft. Den Kontrasthebel lassen Sie bitte in Ruhe, wir arbeiten manuell und nicht pauschal! (Und wenn wir schon beim „Finger weg!“ sind: Auch an der Sättigung schraubt man nicht, gern aber an der Dynamik. Schärfe? Niemals. Details? Ja, gern. Gezielt.) Ihr Histogram sieht dann so aus, wie es eigentlich nie aussehen sollte: Je mehr Schnee, desto stärker rücken die Werte nach rechts oben. In diesem Fall dürfen Sie die Ausbrennwarnung ignorieren.

Und was tun Smartphoneografen? Sie tippen beim Fotografieren einfach in einen dunklen Bereich und lassen dort die Belichtung messen. Damit wird das Bild automatisch heller, weil ja ein dunkler Bereich als Messpunkt gewählt wurde. Das kann man auch mit der Kamera tun, aber meist arbeitet man da ja mit kombiniertem Fokus- und Belichtungsmesspunkt. Ich zumindest. (Das mit dem „Messen über alles“ sollten Sie auch sofort ändern in „Messen, wo ich gemessen haben will“. Schließlich machen SIE das Bild und nicht die Kamera.) Daneben kann ich allen, die mit dem Handy fotografieren – was ich oft und gern tue – nur raten, sich die kostenlose App Snapseed herunterzuladen. Die ist einfach nur genial und kann einfach alles. Schauen Sie mal bei Youtube rein, da gibt es jede Menge toller Videotutorials.


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