Tante Holga reist nach Hamburg

Unlängst fielen mir beim Ausmisten ein paar Mittelformatnegative in die Hände. Ich wunderte mich, dass sie so weit unten im Stapel lagen – so lang fotografiere ich eigentlich noch gar nicht mit 120mm-Filmen -, also legte ich sie auf den Scanner. Ich staunte nicht schlecht, als sich die Bilder auf dem Monitor materialisierten: Ich hatte sie mit einer Holga gemacht!

Bei einer Holga handelt es sich eine Spielzeugkamera aus wenig hochwertigem, schwarz eingefärbtem Kunststoff. Auch die Linse des Gerätes aus China ist Plastik, welches fast schon erstaunlicherweise durchsichtig ist. Einstellen kann man nichts, fokussieren ebenfalls nicht. Und ob das Gehäuse lichtdicht ist, darf bezweifelt werden. Man behilft sich mit schwarzem Klebeband, mit dem man das Gehäuse großzügig abklebt, nachdem man den Film eingefädelt hat. Was man in dem winzigen, dunklen Sucher sieht, ist nicht zwangsläufig das, was auch auch auf den Film projiziert wird, denn ist einfach nur ein Guckloch ohne Verbindung zum Objektiv. Und ob der Film überhaupt und wenn ja, dann auch richtig transportiert wird? Man erfährt es, wenn man ihn entwickelt.

Ein Landei in der großen Stadt

Zur Geschichte der Fotos: Vor drei, vier Jahren war ich das erste Mal in meinem Leben in Hamburg. Nun bin ich alles andere als ein Stadtmensch und Großstädte sind so gar nicht mein Ding. Hamburg aber hat mir richtig gut gefallen! Ich hatte mich mit einer Freundin mit einer Tageskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel und einem Stadtplan ausgestattet Richtung Hafen gewagt. Im Plan hatte sie markiert, wohin ich muss, wenn ich wieder nach „Hause“ will und wie die Bahnstation heißt. (Ich habe mich nicht verlaufen, was mehr für die Übersichtlichkeit der Stadt als für meinen Orientierungssinn in urbanen Gefilden spricht.)

Und so bin ich nicht nur im Hafen und in der Hafencity sowie auf der Reeperbahn und um die Tanzenden Türme herumgelaufen und habe eine große Hafenrundfahrt mitgemacht sowie dieses Zeug gegessen, das ich als Bayerin nur als „Bampf“ bezeichnen konnte, nein, ich bin auch kreuz und quer mit der Bahn durch die Gegend gefahren. Das war witzig, denn da lernte ich die Hamburger kennen. Im Hafen waren keine. Also, keine Hamburger. Menschen schon. Mehr als genug.

Schlechte Kamera, gute Fotos

Aber zurück zu den Bildern. Die sechs, die auf dem Film Platz hatten, habe ich als Wald- und Bergbewohnerin natürlich im für mich faszinierenden Hafen gemacht. Erwartet hatte ich nichts, so staunte ich nicht schlecht, als ich heute die Negative scannte. Eine schlechtere Kamera mit weniger Ahnung, was man eigentlich fotografiert, gibt es definitiv nicht, dennoch finde ich die Fotos recht passabel. Zumindest sind sie eine schöne Erinnerung.


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