Professionelle Bildbearbeitung leicht gemacht

Unlängst habe ich erzählt, wie ich zu meiner Bildbearbeitungssoftware gekommen bin, warum ich ihr seit Jahren treu bin und dass ich dafür sogar mein Photoshop-Abonnement gekündigt hatte. Heute möchte ich zeigen, wie ich mit Luminar Neo entwickle und bearbeite. Dafür habe ich mir eines der Fotos ausgesucht, bei denen ich mit den schlechtesten Lichtbedingungen zu kämpfen hatte, die ich vermutlich jemals vorgefunden habe.

Dieses Bild würde es in keinen Kalender, in kein Magazin und an keine Wand schaffen, dazu ist es qualitativ viel zu schlecht. Es hakt schon an der Schärfe von vorn bis hinten. Ich hätte bei diesen Bedingungen ein HDR und Fokusstacking machen müssen. Das Foto entstand allerdings auf einer Erkundungstour und stellt somit einfach nur einen Schnappschuss dar, gewissermaßen eine Notiz für mich. Als Beispiel eignet es sich dennoch – wahrscheinlich sogar gerade deshalb.

Entstanden ist das Bild in einer Schlucht, in der es düster bis dunkel vorn war, dafür blendende Helligkeit in der Ferne herrschte. Also starke Kontraste, derer man nur Herr wird, indem man auf die Lichter belichtet, damit diese nicht ausbrennen, und für die Schatten hofft, dass der Kamerasensor gut genug ist. Das Problem war, dass ich Blende 11 benötigte, um keine allzu großen Unschärfen entstehen zu lassen, aber nicht länger belichten konnte, um keine Bewegungsunschärfe in den Blättern entstehen zu lassen. Erstens wehte ein leichter Wind durch die Schlucht, zweitens hatte ich kein Stativ dabei. 1/20 schafft der Stabilisator meiner Fujifilm X-T4 problemlos, somit war ich auf der sicheren Seite.

Die Ausgangslage könnte kaum schlechter sein

Doch die ISO machte mir Sorgen. Meine Bilder werden in der Regel groß an Wände gehängt oder in Zeitschriften auf Hochglanzpapier gedruckt. Beide Verarbeitungsarten verträgt sich nicht gut mit heftigem Rauschen in den Schatten. Und der Sensor meiner Kamera ist „nur“ APS-C … Kurz, das Bild krisselte gewaltig. Hier ist eine Software gefragt, die nicht nur die Pünktchen ausbügelt, sondern dabei die Details und die Schärfe erhält, vielleicht sogar verbessert. Ein Widerspruch, keine Frage. Ich hatte auch vor Luminar Neo hervorragende Tools zum Schärfen und zur Beseitigung von Bildrauschen, mit denen ich gern gearbeitet hatte. Nur musste ich damals bei jedem Bild meinen Arbeitsablauf unterbrechen, in ein anderes Programm wechseln, die Datei importieren, das Bild verbessern lassen und danach die Datei wieder zurück zur weiteren Bildbearbeitung exportieren. Nervig, zeitraubend und fehleranfällig.

Doch jetzt habe ich die Lösung – eine richtig gute Lösung! Luminar Neo hat nämlich seit Kurzem entsprechende Erweiterungen, die in die Bearbeitung nahtlos integriert sind. Und heute habe ich sie mal so richtig getestet an einem, wie zuvor erwähnt, richtig miesen Foto. In der Spalte rechts ist zu erkennen, was ich gemacht habe, um aus dem RAW ein Bild zu machen, das nicht über die Maßen manipuliert ist, sondern zeigt, was ich vor Ort gesehen und erlebt habe. Es ist noch nicht einmal beschnitten, da ich den Ehrgeiz habe, meine Fotos vor Ort korrekt auszurichten und den Ausschnitt endgültig zu wählen. Ich lasse keinen „Sicherheitsrand“, ich lege mich fest.

Die Entwicklung und Bearbeitung

Die Lichter zog ich vollständig runter, die Schatten regelte ich etwas hoch. Weiß- und Schwarztöne legte ich mittels Histogramm fest. Kontrastregler nutze ich selten und wenn, dann nur in homöopathischen Dosen. Minimal an den Details gedreht, die bei meinen Bildern übliche Vignette gesetzt, ein klein bisschen moody Stimmung dazu in Form von Farbbalance und Temperatur und leichter Tönung weg von dem alles überstrahlenden Grün hin zu Braun. Die Kamera kann nun einmal nicht visuell wahrnehmen wie wir Menschen, sie erfasst einfach nur Daten. Darum müssen Bilder, auch wenn die Kamera noch so gut und teuer ist, stets von uns Menschen entwickelt werden.

Nachgeschärft habe ich heute ausnahmsweise nicht manuell mit Maske und Pinsel, sondern mit der neuen Erweiterung „Supersharp“ von Luminar Neo und der Auswahl medium. Dem Rauschen ging ich ebenfalls auf der Stellung medium an den Kragen – sehr erfolgreich, wie ich bemerkte. Eigentlich fast schon sensationell, wie ich erkannte, als ich den dunklen Bereich der Höhle auf 100 Prozent vergrößerte. Kein Rauschen mehr, aber auch kein matschiges Etwas. Klarheit in den Schatten schätze ich als Waldfotografin.

Das Ergebnis ist mehr als überzeugend

Das fertige Bild gefällt mir, angesichts des sehr geringen Bearbeitungsaufwandes von nicht mehr als zehn Minuten, ausnehmend gut. Ich habe auf mein übliches Abwedeln und Nachbelichten verzichtet, um Verfälschungen durch nachträglich eingearbeitete Tiefenwirkung zu vermeiden. Ich wollte kein perfektes dreidimensional herausgearbeitetes Bild, sondern verdeutlichen, dass jeder Fotograf, der seine Bilder nicht einfach nach Schema F von der Kamera in ein JPG umwandeln lassen möchte, sondern aktiv und gezielt Einfluss nehmen will, dies mit geringem Aufwand tun kann. Ganz ohne drübergeklatschte Filter, ganz ohne teure vorgefertigte Presets, die nur selten wirklich zum Motiv passen.

Übrigens kann jede Bearbeitung in eine Vorlage für weitere Bilder umgewandelt und gespeichert werden. Da alle Schritte erhalten bleiben, können sie jederzeit nachvollzogen, geändert oder kopiert werden. Sehr hilfreich, wenn man mehrere Aufnahmen mit identischen Einstellungen und bei denselben Lichtverhältnissen gemacht hat.

Luminar Neo kann bis 26. Dezember 2022 zum Schnäppchenpreis erworben werden. Ein ausgiebiger Test vorab? Klar! 30 Tage lang. Das reicht, um sich umfassend einzuarbeiten. Mein Tipp: Auf YouTube gibt es unzählige Videos zu Luminar Neo. Und ich helfe auch immer gern, wenn es Fragen gibt.

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