#NaTour_Urwald: Vorbereitung und Finanzen

Genug geplant und verworfen, genug organisiert und geändert, genug kommuniziert und verhandelt – in einer Woche geht es endlich los! Heute ziehe ich eine Art Vorfazit, in dem ich erzähle, was in den letzten Wochen gelaufen ist. Und dann wird Kassensturz gemacht, denn das Projekt ist, wie Sie sich vorstellen können, leider nicht gerade billig …

Sie haben mir bis jetzt 119 Euro anvertraut, mit denen ich arbeiten kann. Was ich konkret damit tun werde, werden Sie gleich erfahren. Zuerst ein herzliches Dankeschön! Ich hoffe, ich werde mich Ihrer Spende würdig erweisen. Auf jeden Fall werde ich Sie einbeziehen und teilhaben lassen an meinen Erlebnissen und Erkenntnissen.

Was bisher geschah

Abgesehen davon, dass ich mir viel Wissen angeeignet habe über den nördlichen Bereich des europäischen Urwaldes, der sich von Ostpolen und Weißrussland über die Karpaten bis nach Bulgarien zieht, habe ich konkrete Pläne, was ich erleben, lernen, sehen und dokumentieren möchte. Um auch in vernünftiger Qualität filmen zu können, habe ich mir ein Gimbal angeschafft, den DJI Osmo 3. Klein, leicht, klappbar und damit sehr kompakt. Und günstig ist er mit 129 Euro im Bundle mit einem kleinen Stativ auch. Zum Filmen nutze ich mein iPhone 8 Plus mit Moment-Objektiven. Sehr empfehlenswert! Daneben besitze ich eine GoPro Hero 7, die ich zum Beispiel auf meine Kamera montieren kann, damit ich filmen kann, was ich fotografiere. Hört sich vielleicht sonderbar an, ist aber durchaus interessant, wenn es um Wildtierfotografie geht.

Außerdem habe ich Kontakte nach Polen geknüpft zu Guides, Wissenschaftlern, Naturschützern, Locals und so weiter. Dass mich „mein“ BUND hierbei so wenig unterstützt hat wie der NaBu, enttäuschte mich zwar kurzzeitig, aber nun: Aktiv sind beide eher in Deutschland. (Dass sie letztlich ziemlich sicher an meiner Ausbeute interessiert sein werden, ist ein anderes Thema. Soll ich dann blöd machen und mich auch verweigern? Hm. Nein. So bin ich nicht.)

Alles andere ist in Sachen Vorbereitung eigentlich nicht anders als bei anderen Fototouren. Dass diese etwas extremer ist und den Start eines Großprojekts markiert, macht die Planung nicht viel aufwändiger. Ich habe das fotografische Equipment, die sonstige sinnvolle Ausrüstung, die passende Bekleidung und eine Menge Erfahrung in der Natur und beim Alleinreisen. (Diesmal gedenke ich außerdem besser aufzupassen und mir nicht den Fuß zu brechen!)

Aber was habe ich denn nun an Kosten für #NaTour_Urwald? Beginnen wir mit dem für das Projekt am Wichtigsten:

1. Forest-Guiding

Der Guide, der zwingend ist für einen Besuch in die streng geschützte Zone des Urwaldes in Bialowieza, verlangt 800 Zloty, das sind rund 200 Euro. Klingt viel, ist es aber nicht, wenn man weiß, dass dieser Mann hochkompetent ist und mir in etwa acht Stunden lang die interessantesten Stellen zeigen wird. Daneben werde ich – und damit auch Sie – viel über den europäischen Urwald lernen und speziell über diesen Teil davon einiges erfahren, was mir und Ihnen sicher neu sein wird.

Der Normalpreis wäre mindestens 250 Euro, da ich mich aber selbst sehr gut auskenne in Sachen Wald, muss er quasi weniger Aufwand betreiben. Außerdem bin ich eine knallharte Verhandlerin! (Okay, und es ist November, er hat also wenig zu tun und ist damit eher kompromissbereit.) Zudem findet er als aktiver Naturschützer mein Projekt sehr gut und unterstützt es gern. Wenn ich dann noch ein bisschen Werbung für ihn mache …

2. Wildlife-Guiding

Darüber hinaus werde ich eine weitere Tour mit einem Guide unternehmen, da ich mich auf die Suche nach den wilden European Bison machen möchte. Gerade im Spätherbst/Frühwinter könnte ich sehr früh morgens gute Chancen haben, welche zu finden. Die Wildtier-Profis kennen die häufig aufgesuchten Stellen, an denen sich die Tiere treffen oder ausruhen. Sie können zwar keine Garantien geben, aber doch gute Chancen versprechen. Die Kosten dafür werden 500 Zloty, also 125 Euro betragen. Das ist nun wirklich ein Freundschaftspreis! Wenn tolle Bilder dabei rausspringen, hat sich’s gelohnt.

Warum ich nicht einfach in das Reservat gehe, das es in der Nähe gibt und die „inhaftierten“ Tiere fotografiere? Nun, dann kann ich auch in den Münchner Zoo fahren. Wenn ich die Art Fotografin sein will, der menschengemachte „Natur“ genügt, brauche ich auch nicht in den Urwald fahren, sondern kann den einen oder anderen Naturwald in meinem Landkreis besuchen. Auch die sind schön, auch die geben einiges her. Aber es sind keine zweitausendjährigen Urwälder. Noch nicht.

3. Eintritte, Gebühren und Lizenzen

Ich werde jeden Tag im Wald erkundend, fotografierend und filmend unterwegs sein, mal zu Fuß, mal mit dem MTB. Dafür werden Gebühren erhoben – für buchstäblich alles. Es ist nicht viel, aber es wird sich auf mindestens 200 Euro summieren. Nicht nur der Eintritt in den Wald ist zu bezahlen (was von Rangern kontrolliert wird, man sollte also tunlichst ein Ticket vorweisen können, das für den entsprechenden Tag ausgestellt ist), sondern auch das Radfahren ist kostenpflichtig und auf eine bestimmte Anzahl von Fahrzeugen pro Tag beschränkt. Ja, richtig gelesen, das Radeln kostet Geld! Ohne Bike würde es hart, denn ich schleppe sehr viel Equipment mit und die Distanzen sind groß. Ich bin mit Rad einfach schneller an einem bestimmten Ort und ich kann mehrmals dorthin, wenn das Licht gerade mal nicht passt oder das Wetter nicht mitspielt. Darüber hinaus ist eine Erlaubnis für kommerzielle Fotografie einzuholen, die natürlich auch Geld kostet – und nicht wenig!

Abzocke? Könnte man vermuten. Aber ich sehe das differenzierter. Wenn dieser Wald erhalten und geschützt werden soll, müssen sich Menschen dafür einsetzen. Und die müssen bezahlt werden, denn sie müssen essen und wohnen, Kleidung kaufen, von A nach B kommen, fürs Alter vorsorgen und ihre Kinder zur Schule schicken. Was ich bis jetzt weiß, ist man in dieser Region Polens extrem engagiert und geht auch keinem Ärger mit der Forstwirtschaft, aufmüpfigen Landwirten, dem Militär (das in diesem streng überwachten Grenzgebiet zu Weißrussland sehr aktiv ist) und letztlich auch mit der Regierung aus dem Weg. Das gilt es zu respektieren und zu würdigen. Wir können das tun, indem wir immer wieder darauf hinweisen und zeigen, dass dort noch ohne jeden Zweifel streng zu schützende Natur zu finden ist. Auch loben und motivieren können wir, aber letztlich zählt nun einmal Geld. Das ist auch der Grund, warum eben doch immer wieder alte Wälder widerrechtlich gerodet werden – die Leute haben Hunger!

4. Anreise, Übernachtung und Verpflegung

Die Fahrt nach Nordostpolen dauert zwei Tage. Es sind mindestens 1.300 Kilometer einfache Fahrt, eher mehr, da ich Autobahnen vermeide, um das Land zu „erfahren“ und unterwegs nach Motiven Ausschau zu halten. Sie wissen ja, ich hab’s seit einiger Zeit mit lost places … Das Ganze nehmen wir mal zwei und rechnen mit sechskommabisschenwas Litern Diesel je 100 Kilometer. (Ja, ich bin eine dieser […] Diesel-Fahrerinnen, allerdings hat mein gerade zweijähriges Auto EURO 6 und ist kein SUV, wenn Sie das beruhigt. Wenn nicht, ist es mir offen gestanden auch egal.) Ich gehe also von gut 200 Euro Sprit aus, was sicher nicht reichen wird.

Unterwegs muss ich ein Mal übernachten, was mich leider fast 50 Euro kosten wird. Eine Nacht gibt’s kaum billiger. Die Rückreise ist noch völlig offen, es kommt auf das Wetter an, auf meine Erlebnisse, auf Ideen, die ich vielleicht noch habe und sicher auch auf Tipps. Rechnen wir also noch 100 Euro als „Reiseübernachtung“ dazu.

Bei der Unterkunft in Bialowieza geize ich nicht, denn ich bin eine gelenkmarode Alte, die ihr müdes Haupt abends in ein Bett sinken lassen möchte und nicht morgens mit üblen Kreuzschmerzen aufwachen will. Inklusive Frühstück bezahle ich pro Nacht 45 Euro. Mal neun oder zehn genommen – just do the math! Einfach ein Zimmer mit Etagendusche bei einer Familie im Ort zu nehmen, wäre billiger gewesen, aber … nun, vielleicht verstehen Sie mich ja.

Bei der Verpflegung werde ich sparen, das tue ich immer. Trotzdem möchte ich mir gern von der polnischen Küche den Gaumen streicheln lassen, also nicht selbst kochen oder mich gar irgendwie mit trocken Brot und Salami durchschlagen. Ich werde tagsüber ab frühmorgens unterwegs sein, habe also sicher keine Lust mehr, mich um gesundes und reichhaltiges Essen zu kümmern. Reichen 150 Euro für zwei Wochen Hausmannskost-Wirtshäuser? Hm. Ich hoffe, denn Essen ist an sich nicht teuer in dieser Region.

5. Sonstiges und die Summe

Kleinvieh macht auch Mist, das ist so abgedroschen wie richtig. Also vergessen wir nicht Trinkgelder, Landkarten und Informationsmaterial und so weiter. Haben Sie mitgerechnet? Mir wird übel, wenn ich die Summe sehe, deshalb … Es sind deutlich über 1.000 Euro. Puh. Ich werde hart am return on invest zu arbeiten haben!

Der Kreis schließt sich, denn Sie haben mit zehn Prozent zu den Gesamtkosten beigetragen und dafür gesorgt, dass ich ein bisschen entlastet bin. Das ehrt mich. Ja, das ist so richtig ausgedrückt. Es macht mich stolz. Danke.


Möchten Sie meine Arbeit finanziell unterstützen? Etwa einen Guide bezahlen? Meinem Auto ein paar Liter Sprit spendieren? Die Kosten für die täglich zu bezahlenden Foto-Permits übernehmen? Jeder Euro wird ausschließlich in #NaTour_Urwald investiert!


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