#NaTour – der Workshop (Wie die Idee entstand.)

Fotografieren ist im Jahre 2019 einfacher denn je: Wir brauchen nur noch ein Motiv und eine Kamera, den Rest übernimmt die Technik. Dabei spielt es eine nur noch untergeordnete Rolle, ob es sich um eine Vollformat-DSLR oder -DSLM handelt oder um einen kleineren Sensor, also um APS-C oder MFT. Mehr noch, ich bin seit Jahren ein erklärter Fan der iPhoneography.

Warum? Weil’s einfach und schnell geht, weil man sein Smartphone immer dabei hat und weil die technischen Leistungen dieser „Telefone“ sensationell sind. Man kann mittlerweile in RAW fotografieren und mit Apps wir Snapseed oder Lightroom Mobile entwickeln. Wem das zu viel Arbeit ist, überlässt sie dem Smartphone (muss dann aber akzeptieren, was aus dem Foto wird). Kreativität und Lust am Experiment kann man mit Apps wie Hipstamatic ausleben, ohne wissen zu müssen, wie diese Effekte zustande kommen. Keine Entwicklung, keine Bearbeitung, keine Software. Volle Konzentration auf das Wichtigste!

Jede Idee hat eine Initialzündung

Das Wichtigste?! Lassen Sie mich ein Gespräch rekapitulieren, das für mich prägend war: Vor einigen Monaten zeigte mir jemand auf dem Smartphone das Foto einer Eiche. Okay, dachte ich, eine Eiche. Mein Interesse war bereits beim ersten Blick auf das Foto erlahmt, denn es hätte nicht uninteressanter sein können. Diesmal, mit der vagen Idee im Hinterkopf, dass es viel mehr (oder überhaupt) Workshops geben müsste, in denen der Schritt vor Blende, Zeit und ISO vermittelt wird, fragte ich mich, was wohl hinter diesem Foto steckte.

Warum wurde es gemacht? Warum so? Warum wirkt es nicht? Weil ich wusste, dass es sich bei diesem Jemand um eine Person handelte, die Kritik verträgt, begann ich zu bohren.

„Was ist das Motiv?“
„Der Baum.“
„Warum?“
„Weil er schön ist.“
„Ist das so?“
„Hm. Nein. Eher, weil er da so allein stand.“
„Wo?“
„Auf dieser Wiese.“
„Man sieht keine Wiese.“
„Die war aber da.“
„Erzähl!“
„Okay. Ich fuhr mit dem Motorrad übers Land und dann sah ich eine riesige grün-gelbe Wiese und darauf nichts als diesen einen knorrigen Baum. Und darüber tiefblauer Himmel mit Schäfchenwolken. Das war genial.“
„Und warum hast Du das nicht fotografiert?“
„Weil … hm … keine Ahnung.“
„Was ist das Motiv?“
„Hm. Das Ganze? Die Szenerie?“
„Gib ihr einen Namen.“
„Nix mit Baum.“
„Genial. Nächstes Mal stellst Du Dir diese Fragen bevor Du auf den Auslöser drückst, okay?!“
„Hast recht. Das Foto zeigt überhaupt nicht, was ich zeigen wollte.“
„Es erzählt keine Geschichte, das ist das Problem. Man erkennt, dass Du selbst nicht wusstest, was Dein Motiv ist. Du solltest das Sehen lernen!“

„Bringst Du’s mir bei?“
„Ich?!?“
„Wer sonst?“

Sehen kann – muss! – man lernen

Es dauerte nach diesem Gespräch noch einige Monate, bis aus meinem Bewusstsein, dass es eine Lücke im Workshopmarkt gibt, eine Idee und dann ein fester Plan mit Struktur und Konzept wurde: Ich werde Hobbyfotografen das Sehen lehren!

Ich selbst habe in den vielen Jahren und Jahrzehnten, in denen ich mich mal mehr, mal weniger mit Fotografie beschäftigt habe, viel von anderen Fotografen, aus Büchern und Zeitschriften und zuletzt bei Youtube gelernt – und ohne Ausnahme waren es technische Aspekte: Die Auswahl und Bedienung von Kameras und Objektiven, der Einsatz von Stativen und speziellen Lichtern, das Konzept von Sensorgröße, Zeit, Blende, ISO, Brennweite … und dann natürlich die Entwicklung und Nachbearbeitung, früher in der Dunkelkammer, seit einigen Jahren mit Photoshop. Alles habe ich gelernt, nur das Sehen nicht – bis ich vor einigen Jahren meinen Mentor kennenlernte.

Mein Ei des Kolumbus war ein Schilfwedel

„Wenn Du wirklich gute Bilder machen willst, lass alles bis auf die Kamera und Dein wichtigstes Objektiv zu Hause“, ist seitdem mein Mantra. Und immer wieder bestätigt es sich: Gehe ich mit meinem Rucksack und jeder Menge Equipment und noch mehr Erwartungen hinaus in die Natur, ist die Ausbeute gering bis Null. Selbst wenn ich etwas fotografiere, fliegt das meiste bereits beim ersten Sichten am Computer oder iPad in den Papierkorb. Warum?

  • Weil ich keinen Plan, keine Story hatte.
  • Weil ich ohne Sinn und Verstand losgezogen bin.
  • Weil ich alles dabei hatte nur nicht mein Gefühl .
  • Weil die Zeit, der Ort und auch sonst alles unpassend waren.
  • Weil ich zu viele technische Möglichkeiten hatte.
  • Weil ich den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht sah.

Ja, sowas passiert auch mir. Warum auch nicht? Auch ich muss mich immer wieder an der Hand nehmen und zurückführen an den Anfang, zur Eingangsfrage dieses Beitrags.

Was ist das Wichtigste?
  • Welche Bedingungen herrschen?
  • Wo befinde ich mich?
  • Was sehe ich?
  • Wie ist die Stimmung?
  • Wer bin ich in diesem Moment?

Wer ich bin? Na, ich bin Gina! Gina, die Naturfotografin. Die Wald und Bäume und Gras und Blätter und Pilze und Beeren und Wasser und Steine und auch mal Wildtiere fotografiert. Aber für Kunden auch Käse und Wurst, Sportgeräte und Werkzeuge, Musikinstrumente und was auch immer. (Ja, auch Kühe!)

Oha, das ist eine ganze Menge „ich“! Jedes einzelne Ich arbeitet ein bisschen anders, geht anders an Motive heran, verwendet anderes Equipment und hat eine andere Beziehung zum Objekt. Bäume schaue ich anders an als eine Salami, im Wald fühle ich anders als im Studio oder in einer Werkstatt, eine Regatta zu fotografieren erfordert eine andere Form der Konzentration als in einem Wald nach Flechten und Pilzen zu suchen. Also: Wer bin ich in diesem Moment?

Damit einher geht das Spüren: Was sehe ich? Was höre ich? Was rieche ich? Was empfinde ich? Wohin zieht es mich? Wie beeinflusst mich mein Instinkt? Ich weiß, dass es nicht einfach ist, diese Schritte zu gehen, bevor man die Kamera oder das Smartphone zur Hand nimmt. Doch es lohnt sich! Man wird weniger, aber bessere Fotos machen, das garantiere ich.

Wissen sollte man mit anderen teilen

Dies ist ein Zitat eines meiner Professoren. Er hat uns gelehrt, unser Wissen nicht für uns zu behalten, sondern weiterzugeben. Nur dann, so seine Überzeugung, kamen wir als Menschheit dahin, wo wir jetzt sind. (Ob das nun gut oder schlecht ist, will ich an dieser Stelle nicht thematisieren.) Dass man nicht immer alles teilen kann, zumindest nicht kostenlos, versteht sich von selbst. Auch Wissensträger müssen Rechnungen bezahlen …

Haben Sie mein Gedankenkonvolut bis hierher gelesen? Dann haben Sie jetzt die Erklärung dafür, warum ich künftig neben Auftragsarbeiten, Wandbildern und Fotobüchern auch Workshops veranstalte. Keine mit -zig Teilnehmern, keine in fernen Ländern, keine unbezahlbaren, keine abgehobenen … Na, Sie wissen schon. So bin ich einfach nicht.

Ich werden Sie dazu bringen, dass Sie (Ihre) Fotografie verstehen, beurteilen, hinterfragen, kritisieren und verbessern können. Ob Sie mit einer Leica oder einem iPhone 5 teilnehmen, ist nebensächlich – außer ich mache ausdrücklich deutlich, welche Kamera und welches Objektiv sowie gegebenenfalls Stativ, Filter und anderes sinnvoll ist, um das umsetzen zu können, was Sie am jeweiligen Tag lernen werden. Doch lassen Sie uns beim Wichtigsten beginnen: beim Sehen.


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