Eine #NaTour ohne Natur

Ich hatte geplant, dass es an dieser Stelle heute tolle Fotos von Natur und Naturwäldern auf der Schwäbischen Alb zu sehen geben wird. Dafür hatte ich mich für fünf Tage in Abstadt einquartiert, das Bike, den Wanderrucksack und natürlich meine Kameras plus fünf Objektive mitgenommen und mittels diverser Apps und Karten alle passenden Locations recherchiert. Die Locations waren perfekt, das Wetter nicht.

Vermutlich können nur (Outdoor-) Fotografen nachvollziehen, wenn jemand über wolkenlosen Himmel und strahlenden Sonnenschein klagt. Wenn dann noch tropische Hitze das Blau ausbleicht und die Luft flirren lässt, sprechen wir, die die Welt durch Objektive sehen, von schlechtem Wetter.

Frustriert packen wir unser Equipment ein und widmen uns anderen Aufgaben. Bilder entwickeln zum Beispiel. Recherchieren für die nächsten Touren. Projekte ausdenken und planen. Oder wir fahren herum und checken Locations für bessere Zeiten, also für dann, wenn alle anderen über wechselhaftes oder gar schlechtes Wetter jammern.

Wir Freaks wünschen uns je nach Interessengebiet verhangene Himmel oder dramatische Wolkenformationen, Regen oder Schnee, Nebel oder Frost, goldenes oder blaues Licht, Schlaglichter oder Schattenspiele. Dieses Bild zeigt, was ich meine. Das ist – unter anderem – mein Wetter, dafür stehe ich gern frühmorgens auf. Aufgenommen habe ich dieses Foto am 5. November 2018 vor 7 Uhr auf Rügen im Jasmund Nationalpark.

Es gibt kein schlechtes Wetter? Für Fotografen schon!

Ich bin sogar noch extremer. Wenn es Katzen und Hunde regnet, springe ich ins Freie oder schaue hibbelnd aus dem Fenster Richtung Westen, wo es irgendwann am Horizont heller werden wird. Spätestens nach dem Regen geht’s ab in den Wald: Klare Luft, saubere Blätter, leuchtende Farben – es gibt keinen besseren Zeitpunkt zum Fotografieren.

Wobei … doch! Bei Schneesturm. Und wenn es klirrkalt ist und die Natur erstarrt. Und im Herbst bei Nebel. Un an Frühlingsvormittagen, wenn die Sonne noch flach steht, aber bereits intensive und sehr warme Lichteffekte erzeugt.

Mit anderen Worten, ist mir fast alles lieb, nur das nicht, was ich bei meiner #NaTour auf die Schwäbische Alb vorfand: 30-40 Grad, knallende Sonne, weißblauer Himmel, dürre Wiesen, matt herabhängende Baumäste, ausgetrocknete Bäche, Flüsse und Moorgebiete.

Außer Spesen nichts gewesen?

Und doch nehme ich etwas Positives mit. Ich habe zwei, drei Regionen mit Potenzial gefunden. Orte, die ich im Herbst und Winter wieder aufsuchen werde. Das eine Gebiet ist etwas für harten Frost, das andere für viel Schnee, das dritte kann ich mir sehr gut im Novembernebel vorstellen.

Manche verstehen nicht, wie man einen Wald, einen Baum einen See betrachten kann, und in ihm etwas sieht, was in diesem Moment definitiv nicht da ist. Doch das Visualisieren ist eine Kunst, die alle Fotografen beherrschen sollten, wenn sie nicht „Knipser“ bleiben wollen. Aber dazu schreibe ich demnächst etwas ausführlicher.

Für heute bleibt es bei zwei Fotos, die ich mitgebracht habe, als ich mit dem Auto durchs Donautal zwischen Sigmaringen und Beuron gecruist bin und von dort wieder zurück „auf die Höhe“. Das Bild oben zeigt Kloster Kirchberg aus einer mal ganz anderen Perspektive, von hinten nämlich, das unten … na, vielleicht weiß es jemand. An diesen Fotos sehen Sie, was ich meine. Es ist einfach zu viel Licht, es gibt keine Kontraste mehr, keine Farben, keine Sättigung. Diese Fotos sind bestenfalls Andenken oder Fingerübungen. Diese Fotos sind – Müll.


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