Digital oder analog? Beides!

Unlängst schrieb ich kurz etwas über die Geschichte der Fotografie. Über Meilensteine, wenn man so will. Daraus ergaben sich auf Twitter einige sehr gute Gespräche mit Kollegen und Hobbyfotografen, aber auch mit Technikbegeisterten über „Weißte noch?“ und „Hast Du auch ..?“ Und immer wieder Filmgeschichten. Wir alle kennen unzählige. Unerwünschte Doppelbelichtungen. Klemmende Aufziehhebel. Abgesoffene Kameras. Schief gegangene Entwicklungsrezepte. Beim letzten Kippen geöffnete Dosen. Gute alte Zeit? Ja, irgendwie schon.

Wie war das eigentlich bei mir? Ich bin längst wieder zurückgekehrt zu meinen analogen Wurzeln. Nicht nur und nicht für’s fotografische Business, aber auch. Sehr gern packe ich meinen „Schuhkarton“, die Mamiya C330 ein, stecke einige Rollen Ilford oder Kodak 120mm-Schwarzweißfilm in die Tasche und lasse mich in meiner Heimat treiben. (Bald auch wieder mit Hund!) Heraus kommt dann sowas oder auch das. Farbe? Ja. Auch. Kodak Portra 400 ist beispielsweise ein Farbfilm, der mich fasziniert und den ich fast ausschließlich einsetze, wenn es bunt werden soll. Fasziniert aber bin ich von monochromen Bildern, die ich natürlich selbst entwickle, scanne und manchmal sogar zum Verkauf anbiete. Mein ganzer Stolz ist diese Galerie, die im Rahmen einer nicht ganz unspektakulären mehrtägigen Bergtour in der Schweiz mit einer 35mm-Kamera entstanden ist, die mindestens so alt ist wie ich selbst.

Es dauerte, bis ich endlich digitalisiert wurde

Analog fotografiert habe ich noch viele Jahre nach dem Durchbruch der digitalen Fotografie. Wobei … nein, eigentlich nicht. Ehrlicherweise habe ich einige Jahre gar nicht mehr fotografiert. Es hatte sich totgelaufen. Man bekam kaum noch Filmmaterial, Labore schlossen, Analogbilder wurden von Verlagen nicht mehr akzeptiert. Hochwertige Abzüge zu bekommen war extrem schwierig. Und mein Gefühl für die Fotografie, für mögliche Motive und … nun ja, irgendwie alles war weg. Die Zeit und das Wissen, das man benötigt hatte, um ein gutes Bild zu machen, schien plötzlich nichts mehr wert zu sein. Jeder schoss vollautomatisch mit Kameras durch die Gegend und machte in einer Minute mehr Bilder als ich an einem Tag. Nein, das war nicht meine Welt.

“Photography for me is not looking, it’s feeling. If you can’t feel what you’re looking at, then you’re never going to get others to feel anything when they look at your pictures.”

Don McCullin

Und dann kamen die ersten Smartphones. Damit konnte man schon bald ganz passabel knipsen. Und dann auch fotografieren. Also: ernsthaft und professionell fotografieren. Und das tat ich. Ich dokumentierte Sport und meine Abenteuerreisen, begann Fotos digital zu bearbeiten (Nein, nicht zu filtern!) und alle Apps zu testen, die der Markt hergab. Ich steckte viel Geld in diese Tests und fand schließlich, was ich suchte und brauchte. Und damit einher ging dann auch der Wunsch nach diesem Mehr, dieser „echten“ Digitalfotografie.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ich Besitzerin zweier Nikon FM2 mit externem Motor, mindestens sechs Objektiven, mehreren Stativen, (nie genutztem) Blitzgerät und und und. Nun gab ich sie einem analogbegeisterten Fotografen und leistete mir die erste digitale Nikon. Ich habe den (guten) Verkauf übrigens ziemlich bald bitter bereut!

Und womit fotografiere ich heute? Digital bin ich seit ihrem Erscheinen nach einigen Nikons bei Fujifilm XT-4 gelandet. Spiegellos. Das hatte mich dann doch erstaunt, aber es war einfach an der Zeit. Wie es vorher an der Zeit war, auf Digitalfotografie umzusteigen. Die Qualität meiner „Kleinen“ überrascht mit jedes Mal aufs Neue. Klar, gegen Film kommt sie nicht an, doch was sie leistet, ist phänomenal. Kein Rauschen bei ISO 12.500, kein Verwackeln bei 1/10 Sekunde, kein Murren bei minus 20 Grad und auch keines bei plus 35. Und kein Problem mit Wasser. Das ist schon richtig gut, das wünscht man sich als wetterfester Outdoor-Fotograf.

Das Analoge aber, das Mechanische, Empfindliche, Langwierige wird mich immer begleiten in Form meiner Schätzchen namens Zeiss Ikon, Kiew, Voigtländer, Zorki, Mamiya. Es ist einfach Liebe. Und eines Tages, irgendwann, vielleicht … werde ich eine alte Leica mein Eigen nennen dürfen.

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