Die Geschichte der Fotografie

Für uns, die wir aktuell leben, hat es Fotografie immer gegeben. Wir alle kennen die verblichenen Fotos der Generationen vor uns und amüsieren uns über die starr in die Kamera blickenden Gesichter und aufrechte Körper in steifer Haltung. Warum unsere Ahnen auf diesen schwarz-weißen oder braunstichigen Bildern so hölzern wirken? Das hat mit der langen Belichtungszeit zu tun, die bei den schuhkartonförmigen Plattenkameras erforderlich war – auch mit Blitzlicht, das unabdingbar war. Dessen Explosionsgeräusch wiederum erschreckte auch erfahrene Modelle so sehr, dass auf sehr alten Fotos Menschen meist mit weit aufgerissenen Augen und geweiteten Pupillen zu sehen sind.

Daneben musste man natürlich absolut still stehen oder sitzen, was nicht ganz einfach war. Man wollte würdig aussehen, doch stehen oder sitzen Sie mal eine gute Sekunde lang völlig unbeweglich! Da zuckt und ruckt jeder Körperteil, vor allem die Augen und die Gesichtsmuskulatur. Lächeln ging schlicht gar nicht. Gerade beim Gesicht musste natürlich Unschärfe vermieden werden. Die Folge war dieses Starren, das Porträtfotografen auch heute noch kennen, aber mittels sehr schneller Kameras und zusätzlichen Serienauslösungen zu eliminieren wissen. Motto: Von 10 Bildern wird definitiv eines passen. Landschaftsfotografen wie Ansel Adams hatten es da einfacher, wenngleich das Schleppen der schweren und sperrigen Ausrüstung auch nicht gerade gut für den Rücken war.

Von der Platte zum Rollfilm

Die Erfindung des Rollfilms im Jahre 1888 durch George Eastman änderte in der Fotografie alles. Ab 1900 wurden die Kameras billig, klein und handlich; die Bedienung gelang auch Laien: Film bei Tageslicht rein, aufziehen, abdrücken, Film bei Tageslicht wieder raus. Je nach Kameramodell musste man fokussieren, doch die einfachen Fotoapparate ersparten ihren Besitzern auch das noch. Vor allem aber sanken die Preise für Fotos so enorm, dass auch die breite Masse in den Genuss von bildlichen Erinnerungen kommen konnte ohne einen Fachmann beauftragen zu müssen. Urlaubsfotos, Alltagsbilder, Schnappschüsse und natürlich auch professionelle Reportagen (leider damals vor allem Kriegsreportagen und -propaganda) füllten Alben und Wände, Zeitungen und Archive.

Der Farbfilm übernimmt

Als in den 1940-er Jahren endlich auch Farbe ins Spiel kam, kurbelte das die Fotoindustrie so richtig an. Schwarzweißfotografie war von da an out, auch wenn sie bis heute ihre Liebhaber hat. Warum auch nicht? Man kann den Film selbst ohne großen Aufwand im heimischen Badezimmer entwickeln, die entstehenden Negative einscannen und am Computer weiterverarbeiten. Das macht Spaß und man kann selbst entscheiden, worauf man beim gesamten Prozess Wert legt. Die Auflösung von Analogfotos schlägt noch heute jede (!) Digitalkamera. Farbfilme hingegen müssen ins Labor gebracht werden, wenn man sich den im Vergleich zum Monochromfilm erhöhten Aufwand ersparen will. Die Preise für die Entwicklung sind im Vergleich zu den achtziger und neunziger Jahren deutlich gestiegen. Kein Wunder, da die Nachfrage mit Einführung der Digitalfotografie gesunken, um nicht zu sagen eingebrochen ist, und die Labore kaum noch einen sinnvollen Return on Investment bei den Anschaffungen von Geräten und Chemie erzielen.

Aber zuerst brach in den Fünfzigern das goldene Zeitalter der bunten Illustrierten an. Mode- und Werbefotografen kamen ganz groß raus und waren von Beginn an dick im Geschäft. Lifestyle und Materielles waren die großen Themen, aber auch Natur- und Landschaftsfotografien (also Reisen) waren zunehmend gefragt. Man denke nur an National Geographic, deren Expeditionsberichte die Menschen seit 100 Jahren fasziniert. Kurz, der Bedarf an Bildern war riesig, entsprechend rückten auch Fotoreportagen in den Vordergrund.

(Entwicklungs-) Zeit ist Geld

Eigentlich war alles ganz toll damals. Die Kameras wurden immer aufwändiger und professioneller, die Qualität der Filme und Bilder immer besser. Doch die Zeit zwischen dem Knipsen und dem Betrachten des Fotos war einfach zu lang. Erst musste man 24 oder 36 Bilder verschießen, dann den Film ins Labor bringen, auf die Abzüge warten … Das muss schneller gehen, dachte sich Edwin Herbert Land und entwickelte 1948 die erste Sofortbildkamera. Eine Weile dauerte es noch, bis Polaroid aus dieser Idee ein erstes bezahlbares Konzept für Jedermann gemacht hatte. Faltbar und damit taschentauglich war sie, der Anschaffungspreis war okay, die Bilder waren vorzeigbar, doch der Spaß war auf Dauer ziemlich teuer. (Wir kennen das mittlerweile von Druckern, die zwar billig sind, uns aber jeden Ausdruck gründlich abwägen lassen oder uns rasch ins Armenhaus bringen.)

Von analog zu digital zu Instagram

Und dann kam in den 1990-er Jahren die Digitalfotografie und änderte alles. Wobei … nein, erst einmal änderte sich nicht viel. Die Kameras waren für Otto und Lieschen Normalfotograf viel zu teuer und man musste die Bilder archivieren oder ausdrucken (lassen), was kräftig ins Geld ging. Computer waren noch nicht leistungsfähig und Bildschirme nicht auflösungsstark genug, um die Fotos bearbeiten zu können. Festplatten verfügten noch nicht über genug Platz, um alle Bilder, die man nun ohne darüber nachzudenken machen konnte, zu verwalten. Auch ich wartete mit dem Umstieg von analog auf digital sehr lange. Wirklich interessant wurde für mich das Digitale erst mit – genau: den ersten brauchbaren Handykameras.

Noch blieben die mit dem Smartphone (Ich begann mit Samsung, eben wegen der tollen Kamera.) geschossenen Fotos auf den Geräten, denn wer zog sie schon mittels Kabel auf den Computer? Ich nicht. Und auch sonst niemand, den ich kannte. Aber da in den letzten zwanzig Jahren die Technologien sich gegenseitig überholten, konnte man Bilder bald auch direkt vom Smartphone aus verschicken. Man glaubt es kaum, aber die erste Online-Plattform für Handybilder gibt es seit 2010: Instagram. Damals konnte man tatsächlich nur Handybilder machen, bearbeiten (filtern) und hochladen. Fotos hochladen, die mit einer anderen Kamera erstellt wurden, da kam erst später. Und damit wurde Instagram zur Plattform für professionelle Fotografen, die einem großen Publikum zeigen konnten, was sie drauf haben. Keine Ahnung, ob es stimmt, dass Food-Fotografie durch Instagram hoffähig geworden ist, oder ob doch Katzenbilder die Mehrheit aller Fotos stellen – Spaß macht’s, das ist das Wichtigste!

Wie wird es weitergehen mit der Fotografie? Große Entwicklungen stehen nicht bevor, es wird bei kleinen Schritten bleiben. Wobei angesichts heutiger Technik der Umstieg von Spiegelreflexkameras auf Spiegellose als kleiner Schritt bezeichnet wird. Ist er das? Oder ist er mit dem großen von Sucherkameras auf Spiegelreflex vergleichbar? Ich weiß es nicht. Fest steht für mich, dass Fotografie nicht besser wird mit mehr eingebauter und idiotensicherer Computertechnik, mit höherer Auflösung und schnelleren Verschlüssen. Schaue ich mir Bilder von Andreas Feininger aus dem New York der Vierziger an, muss ich lang überlegen, ob sich die Fotografie als Kunst und Handwerk seitdem wirklich zum Besseren entwickelt hat.


[email-subscribers-form id=“1″]

Nach oben scrollen