Die beste Kamera ist immer die eigene

Auf die Idee zu diesem Beitrag bin ich (mal wieder) über meine Lieblingsplattform Twitter gekommen. Ich war wandern und hatte ausnahmsweise keine Kamera bei mir. Das hatte zwei Gründe: Mein Rücken machte mir zu schaffen und ich wollte ihm nicht noch an die 10 Kilo Gewicht aufladen. Und zweitens gab die Natur einfach noch nicht genug her, um konkret auf Motivsuche zu gehen. Also hatte ich nur mein iPhone 8 Plus in der Hosentasche und marschierte durch ein Gebiet, in dem ich in einigen Wochen „richtig“ zu fotografieren erwäge.

Mit dem Handy schoss ich alle paar hundert Meter Fotos, ganz ohne Plan und Aufwand, einfach, um meine Wege zu dokumentieren: verschiedene Waldpfade, Wiesenwege und (leider) eine Forststraße. Zu Hause griff ich mir die erstbeste (die erste, keinesfalls die beste, wie sich herausstellte) App, die sich mir anbot und ließ von ihr die Bilder aneinanderreihen und mit Musik unterlegen. Das Ganze twitterte ich und stellte es als Story auf Instagram.

Das Ergebnis ist aus Sicht einer professionellen <hüstel> Fotografin absolut indiskutabel. Die langweiligen Fotos und deren eher schlechte technische Qualität sind das eine, die Umsetzung als Diaschau jedoch ist definitiv verbesserungswürdig bis -pflichtig. Aber darum geht’s heute gar nicht. Es gibt bessere Apps für das Storytelling (zum Beispiel von GoPro), die ich ein andermal thematisieren möchte. Jetzt soll’s um die Fotografie, um das Erzählen gehen. Und für diesen Zweck tut es das Smartphone. Jedes Smartphone!

Seit 10 Jahren taugt jedes Smartphone für professionelle Fotos

Ich habe mehrere Jahre meine SUPventures (mehrtägige bis mehrwöchige autarke Solo-Reisen mit dem SUP-Board auf langen Flüssen) ausschließlich mit dem iPhone dokumentiert und diese Berichte auch publiziert. Dafür dienten mir die originäre Foto-App und meine fotografischen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Es wurde nichts bearbeitet (ich schoss in JPG), nichts manipuliert, bestenfalls etwas aufgehellt oder abgedunkelt, ein bisschen beschnitten und der Horizont ausgerichtet. Für mehr hatte ich nicht die Zeit und auch nicht die Lust. Ich war schließlich als Extremsportlerin und Abenteurerin unterwegs, nicht als Fotografin. Abends fiel ich todmüde ins Zelt und rollte mich in den Schlafsack und morgens ging es bei Sonnenaufgang weiter.

Mehr Aufwand betrieb ich, wenn ich Fototouren und -projekte ausschließlich mit dem Mittel der „iPhoneography“ machte. Dieser Aufwand bestand zu Beginn (der viele Jahre zurückliegt, wie ich soeben voller Entsetzen feststelle) in der langen Suche nach der besten Fotografie- und Bearbeitungs-App. Da gab es Dutzende, die ich alle (!) getestet habe. Es blieben zwei, drei übrig, die ich allerdings heute nicht mehr empfehlen kann. Mittlerweile nutze ich die originäre iPhone-App, meist aber die von Moment, allein deshalb, weil diese mein Anamorphic-Objektiv unterstützt. Außerdem kann ich mit ihr manuell arbeiten, was ich bei Bedarf auch mit dem iPhone bevorzuge. (Mein Faible für Moment mündet nicht in womöglich bezahlte Werbung, es ist meine selbst gebildete Meinung. Die kann morgen eine andere sein.)

Projekte machen Spaß und lehren fotografischen Minimalismus

Während ich die Instagram-App zum Fotografieren und die Filter grauenhaft finde, konnte mich Hipstamatic über die Jahre überzeugen. Man kann wunderbar damit experimentieren, wenn man sich langweilt, sich aber auch überraschen lassen, was aus dem Schnappschuss wird. Letzteres ist nicht so meins, aber ich mache gern Fotoprojekte mit Hipstamatic. Eines davon zeige ich hier auf dieser Seite.

Erkennbar ist, dass ich meinen reduzierten, detailfokussierten, kontraststarken Stil auch bei diesem Projekt beibehalten habe. Es kostete mich eine Weile, die richtigen Linsen, Filme und Blitze zusammenzustellen, aber dann war ich zufrieden und behielt den Stil auf der ganzen Reise, die mich längs durch ganz Deutschland führte, vom Lech bis zum Leuchtturm Kap Arkona auf Rügen. Das Motiv musste sich also meinem Stil fügen, was viele von vornherein ausschloss, mir aber andere erschloss, die ich ohne diese Vorgabe nicht auf dem Radar gehabt hätte.

Der Spruch, dass die beste Kamera die ist, die man zur Hand hat, war immer wahr und wird es immer sein. Egal mit welcher Kamera, mit welchem Objektiv, mit welcher App – ein Bild muss man sehen und fühlen, erst dann kann man es umsetzen. Glücklicherweise kann man beides lernen, denn Fotografie mag Kunst sein, aber sie ist auch Handwerk.


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