2020 und die Vollbremsung

Gestern ging meine neue Webseite mit Shop online. Es ist noch einiges zu tun, vor allem aber sind Fotos auszuwählen, hochzuladen, die passenden Formate und Untergründe zu finden und zuzuweisen und nicht zuletzt jedes Bild zu bewerten. Es gibt natürlich auch Listen, aber ich weigere mich Einheitspreise zu verlangen. Das passt für mich genauso wenig wie für meine Käufer, die zum Teil Sammler sind und für Bilder, die es nur zehn Mal als hochwertige produzierte Kunstwerke geben wird, mehrere hundert bis tausend Euro auszugeben bereit sind. Stil und Wert waren mir schon immer wichtig. Das spiegelt sich in meinen Fotos und in meinen Preisen. (Phantasiebeträge werde ich jedoch niemals verlangen, das wiederum hat in meinen Augen keinen Stil.)

Unsicherheit lässt uns erlahmen

Was hat meine neue Internetpräsenz mit der im Titel genannten Vollbremsung zu tun? Es ist ganz einfach und doch auch wieder nicht: Ich hatte schon fast ein Jahr lang geplant, einen voll integrierten Shop zu „bauen“, in dem mit wenigen Klicks Bilder bestellt werden können. Kein Umweg mehr über mich – außer der Kontakt ist gewünscht, was ich immer freut – kein Klärungsbedarf mehr zu Zahlung, Lieferung und so weiter. Geplant. Tja nun. Planung ist das Eine …

Geplant hatte ich auch meine Reise in die Slowakei und in die Ukraine, um dort mit Teil 2 meines Fotoprojekts zum europäischen Urwald weiterzumachen. Es kam anders. Für uns alle bedeutete die Pandemie eine Vollbremsung, für nicht wenige sogar ein (vorläufiges) Ende. Die Unsicherheiten und Einschränkungen, nicht zuletzt auch der Stillstand vieler Unternehmungen und Unternehmen machten auch mich träge. Ich gehöre zu denen, die immer schon im Homeoffice (oder eben outdoor) gearbeitet haben, von daher hat sich für mich im Grunde nicht viel geändert. Und doch …

Mein letzter Eintrag hier im Waldtagebuch datiert vom Mai 2020. Hatte ich nichts zu berichten, nichts zu erklären, nichts zu zeigen? Doch! Aber …

Motivation braucht Motivierendes

Was oder wer hätte mich motivieren sollen? Ich selbst natürlich! Jetzt könnte ich wieder ein „aber …“ oder auf gut bayrisch „ja mei …“ schreiben. Es würde passen, denn ich kenne den Grund nicht, der mich in Sachen Verwaltung und Vertrieb meines kleinen Unternehmens in die Lethargie getrieben hat. Natürlich habe ich trotz Corona und eigener gesundheitlicher Probleme anderer Art viel gemacht.

  • Im Frühsommer hatte ich das Langstreckenschwimmen wieder aufgenommen und viel Technik dafür trainiert (bis im Dezember der Lockdown auch mein Schwimmbad getroffen hat).
  • Ostern vollzog ich eine Art Umzug (innerhalb des Hauses), dabei kippte so einiger Ballast über den Rand meines Lebens. Jetzt fühle ich mich leichter, wohler und wohntechnisch angekommen.
  • Trotz Corona war ich zwei Mal unterwegs und habe liebe Menschen im Osten und im Norden Deutschlands besucht. Das tat richtig gut.
  • Erst unlängst habe ich mir eine neue Kamera, eine Fujifilm X-T4, gekauft bzw. geleast, was für mich nach 35 Jahren Nikon ein echter Einschnitt war. Ich werde immer wieder darüber berichten.
  • Seit Spätsommer fahre ich Jeep, ein Fahrzeug, das mit Dachzelt und einigen Veränderungen im Kofferraum meinen Bedürfnissen viel besser gerecht wird als mein Kombi davor. Und Spaß macht’s auch.

Viel mehr Aufbruch als Stillstand, wie mir scheint.

Auch beruflich war ich nicht so faul wie es mir vorkommt.

  • Mein 2021-Kalender kam so gut an, dass ich mehrmals nachbestellen musste. Das freut mich extrem, denn das Wissen, dass Menschen das ganze Jahr über meine Bilder im Blick haben, ist – nun ja: geil. Es macht mich stolz und das, obwohl ich nicht so leicht zufrieden mit mir bin.
  • Daneben hatte ich in einem Erst- (oder Zweit-) Job als „Schreiberling“ gut zu tun, was mir bei den verschiedenen Anschaffungen fürs Fotografenbusiness half.
  • Als Highlight habe ich im Herbst eine lange Reportage über den Kellerwald in Nordhessen fotografiert und geschrieben. (Ich werde berichten, wenn sie hier in Heft 1/2021 erschienen ist.)

Nein, ich hatte nichts zum Klagen und Jammern. Ich war lediglich mental zurückgeworfen auf mich selbst. Ob das schlecht war? Keineswegs. Wahrscheinlich brauchte ich dieses (gefühlte?) Bremsmanöver und die Stille danach.

Vielleicht musste alles so sein

Ich gehöre zu den Menschen, die Dinge hinnehmen, sich lösen oder ändern. Das erfordert eine nüchterne Analyse, eine so weit wie möglich objektive Beurteilung und zuletzt eine Entscheidung. Blicke ich zurück auf 2020, habe ich vieles richtig gemacht. Selbst mein Nichtstun war kein Fehler und kein Versäumnis. Jetzt, das spüre ich deutlich, geht es wieder weiter. Der erste Schritt war die neue Webseite.

Ich wünsche Ihnen für 2021 das, was Sie brauchen. Und Zufriedenheit.


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